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12.08.2023
Freilichttheater Varel
in
20:00
Otto Runge schrieb die Geschichte unter dem Eindruck der Napoleonischen Fremdherrschaft auf.
Die rasch wechselnden Bühnen- und Kostümbilder im Vareler Freilichttheater spiegeln die immer maßloser werdenden Wünsche der Fischersfrau wieder.
Dabei führt der Regisseur die Gäste geschickt durch mehrere Kulturepochen. Die z.T. überzeichneten Charaktere der Rollen lassen die komischen und fantastischen Aspekte des Stoffes in fantastisch-magischen Theatermomente lebendig werden:
„Es waren einmal ein Fischer und seine Frau, die wohnten zusammen in einer kleinen Fischerhütte, dicht an der See, und der Fischer ging alle Tage hin und angelte; und angelte und angelte.“ So beginnt eines der bekanntesten Märchen der Brüder Grimm – „Vom Fischer und seiner Frau“. Es stammt von Philipp Otto Runge (1777 – 1810).
Ein bitter-armer Fischer einen sprechenden Butt, an der Angel bekommt und diesem „verwunschenen Fisch/Prinzen“ das Leben schenkt. Für diese noble Geste erhält er "die Erfüllung seiner Wünsche".
Während der Fischer im Märchen mit seiner Arbeit und Lebenssituation zufrieden ist, hadert seine Frau mit ihrem Schicksal. So steigern sich ihre Wünsche ins Maßlose. Immer wieder tritt er mit neuen Forderungen an die Wasserkante heran:
„Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje inne See,
myne Fru de Ilsebill
will nich so, as ik wol will!l“
Die sich verändernden Farben des aufgewühlten Meeres „beschreiben im Märchen“ dabei das schlechte Gewissen des Fischers, der ständig mit neuen Wünschen seiner Frau (König, Kaiser, Papst…) zum Butt gehen muss. Auch wenn der Fischer die Gefahr erkennt – wagt er es nicht, zu widersetzen.
So sind sie es schließlich gemeinsam, die durch das Zusammenspiel von Hörig- und Maßlosigkeit fast eine Art Sintflut heraufbeschwören.
Das Paar steht symbolisch für die gesamte Menschheit, die mit Chancen und Ressourcen fahrlässig umgeht und durch ungezügelte Profitgier Umweltkatastrophen billigend in Kauf nimmt. Ein Thema, dass heute so aktuell wie eh und je ist.