Kategorien
20.01.2025
Elbphilharmonie, Großer Saal
in Hamburg
19:00Eintritt: 23.10 €
Das »Prélude à l’après-midi d’un faune« (Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns) ist Claude Debussys populärstes und zugleich sein erstes bedeutendes sinfonisches Werk. Mehr noch: In seiner damals völlig innovativen freien Form und der faszinierenden Synthese aus Naturerlebnis und Fantasie ist es zum Schlüsselwerk einer ganzen Epoche geworden – »so lässt sich aus gutem Grund sagen, dass die moderne Musik in Après-midi d’un faune erwacht«, so Pierre Boulez. Zugrunde liegt ein 1876 veröffentlichtes Gedicht von Stéphane Mallarmé: Mit einem rätselhaften, überwältigenden Gefühl flüchtiger Erotik erwacht ein Faun (halb Mann, halb Ziege) in der Idylle Arkadiens und entsinnt sich schlaftrunken, mit zwei reizenden Nymphen geflirtet zu haben und ihnen nachgejagt zu sein. Beide konnten ihm jedoch entkommen, bevor er sich wieder schlafen legte. Etwas prosaischer beschrieb es Debussy einem Dirigenten gegenüber, der um detailliertere Erläuterungen gebeten hatte: »Es geht um einen Schäfer, der Flöte spielt und dabei mit seinem Hintern im Gras sitzt.« Vor der Pause tauchen die Symphoniker Hamburg ein in Debussys »La Mer«, jene wunderbaren sinfonischen Skizzen, die Debussy im Zeitraum zwischen September 1903 und März 1905 beschäftigten. Wenn das Publikum von heute sich völlig zu Recht im wohligen Wogen wallender Wellen verlieren und mitschwingen darf im Rhythmus der Seele von »La Mer«, so vermutete die berühmte Meeresbiologin Rachel Carson 1951, dass unter der Oberfläche von Debussys Musik etwas Tieferes und Mysteriöseres anklinge. Debussy liebte das Meer über alles und verriet in jener Zeit, dass er einst »für das schöne Leben eines Seemannes bestimmt war«. So kann man auch an das Metaphorische im Bild des Fließens denken, ein Sinnbild für die vergehende Zeit sehen, über einen Ozean nachdenken, der sich selbst unablässig vorantreibt … Antonín Dvořák liebte seine neue Sommerresidenz in Vysoká, ein erquickliches Refugium, ermöglicht durch den Erfolg seiner ersten England-Reise. Er führte hier »ein glückliches Leben«, konnte »neue Kraft sammeln« und sich täglich »an Gottes schöner Natur ergötzen«. Im August 1889 begann er dort mit seiner Achten, einem lichten, heiteren Gegenstück zur 1885 vorausgegangenen schweren, ernsten Siebten in d-Moll. In einem wahren Melodienreigen aus sommerlicher Lebensfreude kehrte Dvořák nun auch zurück zu seiner geliebten tschechischen Volksmusik. Die Grundstimmung des Werkes hatte Eduard Hanslick sagen lassen, dass »in Dvořáks Musik immer die Sonne scheint«. Und sie scheint auf eine hinreißende Fülle von Naturstimmungen und -lauten, mit Vogelrufen, für die der Vogelnarr Dvořák wundervolle Holzbläser-Soli fand. Foto: J. Konrad Schmidt