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09.12.2023
Tower
in Bremen
19:00
Eine erste neue Meldung von LE FLY, Hamburgs derbsten Konzert-Zerlegern unter den zeitgenössischen deutschen
Livebands, gab es bereits im Januar 2021 mit dem Titel „Walk of Fame“ - eine wichtige politische Standortbestimmung
rund um die US-amerikanische Präsidentschaftswahl (und ebenfalls Teil des neuen LE FLY-Albums). Nun meldeten
sie sich unlängst mit der schiebenden Social Media-Kritik „Alessio“ krachend zurück. Schon diese ersten neuen
Songs machen klar, dass LE FLY auch mit ihrem am 26. August erscheinenden, vierten Album „La Vie, Oder
Was?“ Grenzen jedweder Art nur daher kennen, weil das etwas ist, das man unbedingt überwinden muss. Oder kennt
sonst noch jemand eine zeitgenössische Band, die die fettesten Festival-Hymnen für nach dem achten Bier schreibt,
dabei Rock, Rap, Ska und Reggae so souverän verlötet, als seien es eineiige Vierlinge, in den Lyrics selbstironisch
die Gretchenfrage nach Segen und Fluch der sozialen Medien erörtert und das Ganze nach dem Sohn von DSDSSternschnuppe
Pietro Lombardi benennt? Eben.
Und doch ist es kein Wunder. Und eine Überraschung schon mal gar nicht. Denn LE FLY sind ja streng genommen
nicht nur Hamburger, sondern genauer: St. Paulianer. Kinder dieses Viertels, das Touristen vor allem für seine (zumindest
einstmals) verruchten Seitengassen kennen. Dieses Stadtteils, dessen Biermarke nicht ohne Grund einen
Anker und Herz als Firmenlogo hat. Dieses Kiezes, dessen letzter noch lebender (oder zumindest auch heute noch
täglich präsenter) Pate aus der Goldenen Reeperbahn-Ära sich selber mit den Worten beschreibt: „Ich wollte immer
die kleinste Nummer sein: die Nummer eins.“ Wer hier aufwächst, schnackt halt Klartext - aber immer mit diesem
wunderbar feinsinnigen Grinsen im Mundwinkel, das besagt: Ja Mann, das Leben heutzutage ist ein Kampf, es gibt
viel sinnentleerte Scheiße, die zu postmodernen Göttern hochgejazzt wird, oft fragt man sich, was das alles eigentlich
soll und sucht vergeblich einen Sinn - aber das alles ist noch lange kein Grund, nicht trotzdem den Humor zu behalten
und maximalen Spaß zu haben.