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25.01.2025
Paula Modersohn-Becker Museum
in Bremen
Paris im Jahr 1905 – in der Galerie von Eugène Blot am Boulevard de la Madeleine treffen eine in Kennerkreisen bekannte und anerkannte französische Bildhauerin sowie ein junger, aufstrebender deutscher Künstler im Rahmen einer gemeinsamen Doppelausstellung aufeinander: Es sind Camille Claudel (1864–1943) und Bernhard Hoetger (1874–1949), der sich seit seiner Ankunft in der französischen Metropole im Jahr 1900 vom Nobody, ohne Geld und ohne Kenntnis der französischen Sprache, zu einem vielbeachteten Bildhauer hochgearbeitet hat. Für die zeitgenössische Rezeption war Eugène Blot von entscheidender Bedeutung; heute ist dieses Ausstellungsereignis, von dem ein schmales Katalogheft, eine Fotografie der Präsentation sowie mehrere begeisterte Rezensionen zeugen, jedoch fast vergessen. Ausgehend von dieser Doppelausstellung, die sich in der Rückschau als Anfangs- und Endpunkt der Karrieren von Hoetger und Claudel definieren lässt, stellt das Paula Modersohn-Becker Museum ab dem 25. Januar 2025 die zentralen Schaffensphasen beider Künstlerpersönlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit vor. Darin treffen Claudels hinreißende Meisterwerke wie L‘Implorante oder La Valse nach 120 Jahren nun wieder auf Hoetgers faszinierendes und wenig bekanntes Frühwerk. Als Schülerin, Geliebte und Mitarbeiterin seines Ateliers sowie als Nachfolger orientieren sich beide zunächst an Auguste Rodin, arbeiten sich an dessen impressionistischer Formensprache und beherrschenden Stellung in Künstlerkreisen ab, um sich im nächsten Schritt von ihm zu emanzipieren. Geeint in ihrem Streben, im Schatten von Rodin ein eigenes Œuvre zu schaffen, entwickeln sowohl die französische Bildhauerin als auch der zehn Jahre jüngere Deutsche im Brennglas der Moderne eine künstlerische Vitalität, die internationale Strahlkraft entfalten sollte und bis heute nachwirkt. Während der Blick auf Camille Claudels Werk lange von der Faszination für ihre Lebensgeschichte überlagert wurde, ist Hoetgers Schaffen in großen Teilen vergessen. So wird anhand beider Künstlerkarrieren auch deutlich, welch schwankenden Konjunkturen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Urteilskräften ihre Werke damals unterworfen waren und heute noch sind. Die Ausstellung wirft einen Blick auf die Hintergründe von Geschmacksbildung und Erfolg auf dem Kunstmarkt am Beispiel der aufkommenden Avantgardegalerien wie der Galerie Blot, der in engem Austausch mit seinen Künstlerinnen und Künstlern arbeitete. Noch wenige Jahre vor ihrem Tod schrieb er an Camille Claudel: „Mit Ihnen verließ man die Welt des falschen Scheins und trat ein in die Welt der Vorstellungskraft. Was für ein Genie! Das Wort ist nicht stark genug. Wie konnten Sie uns so viel Schönheit vorenthalten?“