Jazzige Stücke stellen für ein Sinfonieorchester eine besondere Herausforderung dar. Schließlich ist es wertlos, wenn es nicht swingt. Das Nordniederländische Orchester (NNO) hat immer wieder bewiesen, dass es damit umgehen kann. Dies gilt insbesondere unter der Leitung von Dirigent Garrett Keast, einem Spezialisten für swingendes Repertoire. Höhepunkt ist das vielseitige Violinkonzert der Jazz-Ikone Wynton Marsalis mit Kelly Hall-Tompkins als idealer Solistin. Das NNO hat Marsalis' Swing Symphony bereits aufgeführt. Das Violinkonzert von 2019 ist, wenn möglich, noch mitreißender. Obwohl es Jazz enthält, flirtet das Stück mit nahezu jedem erdenklichen amerikanischen Genre. Und das ist Wasser auf die Mühlen einer musikalischen Vermittlerin wie Kelly Hall-Tompkins, die neben ihrer erfolgreichen Bühnenkarriere Konzerte für Obdachlose in New York organisiert. Ebenso lebendig sind die Four Black American Dances, in denen Carlos Simon seine afroamerikanischen Wurzeln erkundet. Die Tänze spiegeln die Entwicklung der afroamerikanischen Musik wider und vereinen Elemente afrikanischer Rituale, Gospel, Stepptanz und sogar Walzer. Abgerundet wird das Programm natürlich durch George Gershwin, den Mann, der den Jazz in die Konzertsäle brachte.