© Clara Wildberger
La Fleur – Das Phantom der Operette
Donnerstag 25.09. 19:31 Freitag 26.09. 19:30 Samstag 27.09. 19:30
Kampnagel, Hamburg
Eintritt: 22 €
In einem Mix aus historischen und zeitgenössischen Unterhaltungskulturen beleuchtet das transnationale Kollektiv La Fleur den gesellschaftspolitischen Kontext der Wiener Operette durch das Leben und Werk von Emmerich Kálmán. Kálmán, ein ungarischer Jude und einer der erfolgreichsten Komponisten Wiens, wurde von den Nationalsozialisten ins künstlerische Exil gezwungen: Seine Werke wurden verboten, er selbst floh in die USA. Das Exil bedeutete jedoch nicht nur Verlust, sondern wurde auch zum Katalysator künstlerischer Transformation. In der erzwungenen Migration entstanden neue hybride Ausdrucksformen – zwischen Nostalgie und Avantgarde, Glamour und politischer Reflexion. Die Darsteller*innen singen, tanzen und analysieren – begleitet von einem Streichquintett – die Operette aus postkolonialer Perspektive. Sie setzen sich mit dem produktiven Spannungsfeld zwischen europäischer und außereuropäischer Kunst auseinander und thematisieren zugleich die museale Einhegung und ästhetische Entpolitisierung des einst lebendigen Genres im Nachkriegsdeutschland. So entsteht eine witzige, mehrsprachige und virtuose Performance, die hinter die glänzende Fassade des Genres blickt und dessen koloniale, rassifizierende und geschlechterpolitische Erzählungen offenlegt. Dabei zeigt sich: Die Operette war nie nur bloße Realitätsflucht. In ihrem Exil offenbart sich ihr Potenzial als subversive Kunstform – offen für Brüche, Transformation und Widerstand.
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